Hilfe zur Selbsthilfe

zusammengestellt von Gunnhild Fenia, fenia@sternenkind.info


Seit 1950 explodierte die Weltbevölkerung von 2,5 Milliarden Menschen auf 6,5 Milliarden Ende 2005, bis 2075 sollen es 9,2 Milliarden sein. Doch künftig erwarten wir kaum ein Drittel des zuvor befürchteten weiteren Zuwachses auf 15 Milliarden bis 2050; und das stark reduzierte Wachstum wird um ein Vierteljahrhundert später eintreten und uns zusätzliche Jahrzehnte zur Anpassung an diese neue Welt geben. Demografen irren also über Vierteljahrhunderte hinaus wie Ökonomen jenseits von Quartalsprognosen. Sobald es über Bevölkerungsentwicklung im engeren Sinn - Geburten, Sterblichkeit, Wanderungen - hinaus oder über Zeiträume von zwei Generationen geht, wird auch die vermeintliche präziseste Disziplin mit "härtesten" Daten allzu spekulativ. Etwa bei dem auch für Demografen überraschend raschen und unumkehrbaren weltweiten Geburtenrückgang auf ein bis zwei Kinder pro Familie, der auch den Bevölkerungswachstum absehbar stoppen wird.

Die gute Nachricht, dass Wissenschaft über Ausmaß und Geschwindigkeit der Bevölkerungsvermehrung irrte, ist zugleich auch eine schlechte Botschaft: Sie macht neueste langfristige Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung so ungewiss wir frühere oder andere Vorhersagen - beispielsweise zu Alterung und Lebensverlängerung, die zuletzt systematisch unterschätzt worden waren.

Doch fehlerhafte Modellannahmen sind auch wissenschaftlich durchaus verständlich: Wer konnte erwarten, dass etwa Tunesien oder Kolumbien die Fertilität innerhalb von 20 Jahren senken wie Europa binnen 200 Jahren? Dass Länder des Maghreb, die 1960 Geburtenmuster wie im Europa Mozarts ab 1756 und noch im Jahre 1995 Kinderzahlen wie in Europa vor 50 bis 100 Jahren hatten, nur zehn Jahre später , 2005, "französische" Geburtenraten haben würden?

Nicht einmal der liebe Gott (oder wer immer für völlig undesigned, unvorhersehbar interligente Zufalls- und Anpassungsprozesse zuständig ist) oder der Teufel hätte wissen können, dass über ein Vierteljahrhundert nach der versuchten Zwangsmodernisierung durch die Sowjets Afghanistan 2005 mit fast sieben Kindern pro Frau weiterhin eine der höchsten Geburtenhäufigkeiten weltweit haben würde, während der gleichzeitig errichtete islamische "Gottesstaat" im Iran die Perserinnen nicht an einer den verhassten Feinden, den US - Amerikanerinnen ebenbürtigen Geburtenkontrolle auf 2,1 Kinder pro Frau hindern könnte? Dass in China allein die Erwerbsbevölkerung, ohne Kinder und Alte, trotz Einkindpolitik seit Mao mehr zunehmen würde als Europa Einwohner hat? Und dass die Lebenserwartung in einer einzigen Generation mehr wachsen würde als in Europa in einem Jahrhundert? Dass suie innerhalb (Zenral-) Europas um über ein Jahrzehnt auseinanderdriftet?

Prognosefehler sind nicht nur allzumenschlich, sondern auch wissenschaftlich plausibel - und grundsätzlich unvermeidlich. Das sollte uns nicht zynosxh gegenüber der Wissenschaft machen, weil wir besseres Wissen einfach nicht haben, sondern nur nüchtern skeptisch selbst gegenüber einer Institution, deren Grundprinzip organisierte Skepsis, ständige Zweifel und rigorose Überprüfung aller Prämisse und Resultate ist.

Das nächste Mal werde ich zeigen, unter welchen Annehmen welche Prognosen wahrscheinlich oder absurd sind; und weshalb wir bevölkerungspolitisch auch mittelfristig einfach nicht so weiterleben können wie bisher. Bernd Martin 4.1.2006 Der Standart

 

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