Hilfe zur Selbsthilfe

zusammengestellt von Gunnhild Fenia, fenia@sternenkind.info


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2130,75 Euro gespart
Universität hat erforscht, wie viel die Arbeit eines Ehrenamtlichen wert ist

Eines war schon immer klar: Menschen, die in Vereinen und Organisationen kostenlos Arbeiten zum Gedeihen des Gemeinwohls erledigen, ersparen der Gesellschaft gewaltige Summen. Oder anders herum betrachtet: Sie sorgen dafür, dass Leistungen angeboten werden, die es wegen der klammen Kassen bei Staat, Städten und Gemeinden ohne das ehrenamtliche Engagement überhaupt nicht oder nur sehr eingeschränkt gäbe. Ziemlich unklar war bislang indes, wie hoch in Euro und Cent gerechnet die Arbeit von Ehrenamtlichen anzusetzen wäre. Diese Frage haben nun Gerald Feslmaier, Markus Massouh und Christian Schmid beantwortet, die in
Elite-Studiengängen an der Regensburger Universität Wirtschaftswissenschaften studieren. Am Beispiel der Regensburger Freiwilligen-Agentur - eines Ein-Frau-Büros, das an ehrenamtlichen Tätigkeiten Interessierte an Vereine und Organisationen vermittelt - haben sie bis auf zwei Stellen hinterm Komma ausgerechnet, wie viel Geld die kostenlose Arbeit von engagierten Bürgerinnen und Bürgern wert ist. Es ist sehr viel.

Als Grundlage ihrer Berechnungen nahmen die drei Studenten jene 134 Regensburgerinnen und Regensburger, die im Jahr 2003 mit Hilfe der Freiwilligen-Agentur ehrenamtliche Tätigkeiten aufgenommen haben. Meist ging es dabei um unentgeltliche Büroarbeiten wie auch um die Betreuung von alten Menschen und Kindern. Der fiktive Stundenlohn wurde zwischen acht und zwölf Euro angesetzt. Pro Jahr, so ergaben die Nachforschungen der Studenten, erbrachte jeder der beobachteten Ehrenamtlichen Arbeiten im Wert von 2130,752 Euro - multipliziert mit 134 Freiwilligen kam so die stattliche Summe von 285 521 Euro zusammen. Davon zogen die Studenten der Wahrhaftigkeit halber den von der Stadt gewährten Zuschuss für die Freiwilligen-Agentur in Höhe von 18 750 Euro ab. Am Ende blieben
dann immer noch 266 771 Euro an gesellschaftlichem ¸¸Zusatznutzen" übrig.
Dieser Betrag ist allerdings, so betonen die drei Erforscher der Ehrenamts-Wertschöpfung, nur als Handreichung zu sehen. Schließlich arbeiten in einer Stadt wie Regensburg mit gut 144 000 Einwohnern wesentlich mehr Bürger als jene untersuchten 134 kostenlos fürs Gemeinwohl. Bürgermeister Gerhard Weber schätzt, dass rund 35 000 Regensburger ehrenamtlich tätig sind - nicht nur in klassischen
Vereinen, die sich der Pflege des Fußballsports oder der Aufzucht besonders hübscher Kaninchen widmen, sondern beispielsweise dafür sorgen, dass Hilfsbedürftige kostenlos Lebensmittel erhalten, dass allein stehende Kranke besucht werden, dass Kinder im Hort zusätzliche Betreuung erfahren, dass es in der Stadt einen Laden für fairen Handel mit der Dritten Welt gibt - und auch Exkursionen, die Kindern den Schutz der Natur nahe bringen sollen. In ihre Berechungen, so betonten die Studenten, sei das Unbezahlbare der ehrenamtlichen Tätigkeiten erst gar nicht eingeflossen: Menschenliebe und Zuwendung. Überhaupt sei es nicht einfach gewesen, das Freiwilligen-Engagement in Geld zu messen, da es für viele der untersuchten Aufgaben keine Marktpreise gebe. Am Ende ist es ihnen aber doch gelungen, eine ¸¸sehr konservative" Berechnung darüber anzustellen, was Ehrenämter monetär bringen. Bürgermeister Weber sieht das Zahlenwerk als handfeste Argumentationshilfe, wenn im Stadtrat mal wieder über die Notwendigkeit von freiwilligen Zuschüssen debattiert wird. Schließlich darf nun als Faustregel gelten, dass jeder Euro, der aus öffentlichen Kassen - oder auch von privaten Sponsoren - in die Finanzierung von ehrenamtlichen Projekten investiert wird, das
Vierzehnfache an Nutzen erbringt. Rolf Thym

Quelle: Süddeutsche Zeitung
Nr.261, Mittwoch, den 10. November 2004 , Seite 50


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